Die Märzkämpfe 1920 auf der Peißnitz |
Am Sonnabend dem 13. März 1920 putschte der ehemalige Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp zusammen mit dem General Walther von Lüttwitz gegen die Regierung Bauer in Berlin. Die Ereignisse griffen auch auf Halle über. Es kam zum Generalstreik. Auch der Rücktritt Kapps am 17. März konnte die Situation nicht beruhigen. Streikende Arbeiter standen den Militärs der halleschen Garnison gegenüber. Am 19. März, als die Kämpfe auf der Peißnitz begannen1, lagen die Arbeiterwehren, unterstützt aus Mansfeld und dem Geiseltal, vor allem im Westen und Süden der Stadt. Das Gut Gimritz im Süden der Insel befand sich in den Händen der Militärs, wurde von der 8. Kompanie des Landjägerkorps und einer Zeitfreiwilligenabteilung gehalten2.
Am Tag des 19. stießen die Arbeiter erstmals gen Gut Gimritz vor, mußten sich aber wegen Minenwerfersalven von der Moritzburg in Richtung Nietleben zurückziehen. Trotz Waffenruhe drang eine stärkere Gruppe Arbeiter bei Einbruch der Dunkelheit vom Hettstedter Bahnhof an der Mansfelder Straße über die Brücke gegen das Gut vor. Nach kurzem Feuergefecht sprengte man sich den Weg in den Hofraum mittels Handgranaten frei3. Laut Hauptmann Bretschneider vom Landjägerkorps hatte es zuvor einen Räumungsbefehl durch das Garnisonskommando gegeben. Das Korps wurde am 20. März auf der Ziegelwiese zur Besetzung der Saale-Übergänge eingesetzt4. Die strategische Bedeutung lag also bei diesen Kämpfen anscheinend in Besitznahme beziehungsweise Verteidigung des Volksparkes. Am 21. März änderten sich die Verhältnisse grundlegend. Das Militär besetzte im Norden der Stadt den zuvor von den Arbeitern gehaltenen Flugplatz, am Galgenberg kam es zu schweren Kämpfen. Gut Gimritz fiel wieder in die Hände der Militärs5. Mit dem anschließenden Waffenstillstand gaben die Arbeiter ihre Waffen ab6. Die Kämpfe auf der Peißnitz waren am 22. März beendet7. Bei alledem bleibt weitgehend unklar, welche Rolle das Peißnitzhaus bei der Auseinandersetzung spielte. Einzig die Schadensersatzforderungen des Pächters Hermann Schröter sprechen von erheblichem Sachschaden, besonders durch zwei Minentreffer. Schäden gab es an Haus und Kolonaden, vor allem in Bezug auf die Fensterscheiben. Der Gesamtschaden betrug 16.000 Mark8. Nur drei Jahre später gab Schröter seine Restauration auf der Peißnitz auf. 1 StA Halle, PL 3317 2 StA Halle, PL 3351 3 Bericht eines Teutschenthaler Arbeiters, in: Schunke, Joachim: Schlacht um Halle, Berlin 1956, S. 64 4 StA Halle, PL 3351 5 Hallesche Zeitung, 30. März 1920, Abend-Ausgabe, (1. Beilage) 6 Schunke, S. 76 7 StA Halle, PL 3317 8 ebenda |