02 Nov |
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Die Stadtverwaltung Halle plant den ohnehin kleinen Fördertopf für freie Kultur in Halle (~1 Mio Euro für freie Theater, Musik, Literatur, Ausstellungen, Tanz und alles dazwischen) um 15% zu kürzen. Wir fordern statt einer Kürzung 20% mehr um die Inflation und weitere Kostensteigerungen aufzufangen. Auch das Peißnitzhaus erhält aktuell 15-20 TEuro pro Jahr aus diesem Etat für seine Kulturarbeit. Hier der offnene Brief der IG Freie Theater Halle (Saale), IG freie Musikveranstaltende Halle (Saale), des Berufsverband Bildender Künstler Sachsen-Anhalt und dem Literaturhaus Halle:
wir als Vertreter*innen der freien Theater, Musik, Literatur, Soziokultur und bildenden Kunst Halles sprechen uns gemeinschaftlich gegen die geplanten Kürzungen des Haushalts 2023 aus und fordern eine Anhebung des Kulturetats um 20% zum Ausgleich steigender Kosten. Eine Verminderung der jährlichen Fördersumme in der Freien Kultur um 176.250€ mag gering erscheinen, jedoch bedeutet es enorm viel für die Kultur in Halle. Wir kämpfen bereits jetzt mit steigenden Kosten für Energie, Personal, der Inflation und den Auswirkungen der Pandemie. Coronaeinschränkungen bewirkten bis zu 100 % Umsatzeinbußen, die nur teilweise durch die Förderprogramme des Bundes abgefangen werden konnten und trotz unermüdlichem Engagement und breitem Angebot von Veranstaltungen erreichen einige Häuser noch nicht die selben Zuschauer*innenzahlen wie vor der Pandemie. Auch die Personal- und Energiekosten steigen. Das Peißnitzhaus rechnet allein im Bereich Kultur mit 4400 € Mehrkosten pro Jahr für Personal aufgrund des Mindestlohns. Auch das WUK Theater Quartier hat auf Grund der Erhöhung des Mindestlohns Personalkostensteigerungen von jährlich über 10.000 €. Hinsichtlich der Energiekosten kommen im Jahr aktuell ca. 6500 € Mehrkosten (Stand 30.9.2022) auf das WUK Theater Quartier zu. Aufgrund steigender Papierpreise rechnet der BBK in 2023 mit 27,12 % höheren Kosten für Druckerzeugnisse, nachdem der Preis die letzten zwei Jahre bereits angestiegen ist. Wir haben also einen akuten Mehrbedarf. Jede weitere Einsparung ist eine Verschlechterung der ohnehin schon prekären Situation. Sie bedeutet die Verringerung des Angebots an Theateraufführungen, Ausstellungen, Konzerten sowie deren Qualität und führt gleichzeitig zu Unterbezahlung, Selbstausbeutung sowie dem Wegbrechen ehrenamtlicher Strukturen. Sinkt die städtische Fördersumme, können außerdem die Kulturschaffenden Halles weniger Landes- und Bundesmittel einwerben, da weniger Drittmittel aus städtischer Förderung vorhanden sind. Mit Hilfe der städtischen Fördersumme bringen die Kulturakteur*innen jedoch jährlich das Drei- bis Zehnfache des Etats nach Halle. Dank engagierter festangestellter und ehrenamtlicher Kulturschaffender finden monatlich ca. 150 Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen, Bildungsangebote, Tanzveranstaltungen und Weitere Angebote statt, die Halle für junge Menschen wie Studierende, für den Tourismus, Arbeitskräfte und für alle Bürger*innen attraktiv machen. Von einem Zukunftszentrum Deutsche Einheit mit einer reichhaltigen Kulturlandschaft ist die Rede. Wie passen Kürzungen in dieses Bild? Freie Kultur ist nicht selbstverständlich. Wir wünschen uns einen Kulturausschuss, der sich gegen die geplanten Kürzungen ausspricht und sich schützend vor diejenigen stellt, die täglich diese Stadt mitgestalten.ÂÂÂ Als Beispiel kann hier Leipzig dienen, wo sich im Oktober 2022 die freie Szene und Politik gemeinsam an das Land wandten und um Hilfestellung für die Kultur baten. In Magdeburg ist der Etat für die freie Kultur bereits höher als der in Halle. Nehmen Sie uns nicht -ÂÂÂ sondern geben Sie der Kultur in Halle eine Perspektive! Notwendig ist in der aktuellen Situation keine Reduzierung, sondern eine Erhöhung des Kulturetats. Wir fordern daher, auf die Kürzungen zu verzichten und anstelle dessen den Kulturetat als Ausgleich der anfallenden Mehrkosten um 20% um 160.000€ zu erhöhen, um das bisher bestehende Kulturangebot in Halle trotz Kostensteigerungen auf dem gleichen Niveau zu halten. Diese Erhöhung war schon ab 2017 vorgesehen (jährliche Steigerung um 2 %) und ist ebenso im ISEK benannt. Gern gehen wir mit Ihnen in den Diskurs, damit wir diese Stadt gemeinsam gestalten können. Helfen Sie uns dabei, auch in dieser Krise weiterhin als Kulturhauptstadt und vielleicht als zukünftiger Standort des Zukunftszentrums Deutsche Einheit und Europäische Transformation zu bestehen. Sie wollen uns solidarisch unterstützen? Dann sprechen Sie sich für unsere Forderungen aus und verbreiten und unterschreiben Sie diesen Brief. Mit freundlichen Grüßen die Vertreter*innen der Netzwerke der Freien Kultur in Halle IG Freie Theater Halle (Saale) |