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Inspiration und Vorbild – Das Rudolstadt Festival PDF Drucken

 

Seit September 2017 war ich als Freiwillige in der Kulturgruppe des Peißnitzhauses tätig und habe so allerhand Einblicke und Erfahrungen der Kulturarbeit gesammelt. Dazu gehörten auch Teile der Organisation des Peißnitzhaus Festivals. Dieses fand 2018 zum 9. Mal am Peißnitzhaus statt.

Dieses noch etwas kleinere Festival hat natürlich seine Vorbilder, was Umfang, Programm, Genre und Atmosphäre angeht.

Diesen Sommer durfte ich Gast auf einem dieser Vorbilder sein: dem Tanz und Folk Festival Rudolstadt, welches nun schon sein achtundzwanzigstes Jubiläum mit dem Länderschwerpunkt Estland feierte.

Zuallererst fiel auf: Ein Vergleich der beiden Festivals wird schwer, unterscheiden Sie sich doch zu sehr in ihrer Größe. Und doch, man kommt nicht umhin einige Parallelen, aber auch Unterschiede zu erkennen.

Ins Leben gerufen wurde das Rudolstadt Festival (damals noch „Tanz&FolkFest“)nach der Wende, um die Folk Szene aus Ost und West zu verbinden.

Die Idee des Peißnitzhaus Festivals war, den Ort kulturell zu beleben und Menschen für Kultur am Peißnitzhaus zu begeistern.

Beide Festivals dauerten dreieinhalb Tage, von Donnerstag Abend bis Sonntag Abend. Beim Peißnitzhaus Festival wurden dabei 4 Bühnen bespielt, die Waldbühne, die Bühne im Gartenlokal, die Wiesenbühne auf der Peißnitz und eine kleine Bühne in den Arkaden. Insgesamt waren es ca. 30 Konzerte, beim Rudolstadt Festival waren es 20 Bühnen und rund 10 Mal so viele Auftritte. Und das ist wohl das Charakteristischste am Rudolstadt Festival: Die Bühnen verteilen sich in der gesamten Stadt: Auf der Heidecksburg, in der historischen Innenstadt, in Hinterhöfen, vor dem Theater, aber auch im großen Heine- Park im Grünen. So hört man, egal wo man sich befindet eigentlich immer Musik, da in der Innenstadt auch sehr viel Straßenmusik von eher kleineren Gruppen gemacht wird. Vorrangig findet das Programm draußen statt, doch gibt es auch ein paar Konzerte in mehr oder weniger geschlossenen Räumen.

So hörte ich zum Beispiel ein Konzert im Schallhaus von zwei Hallensern. Katharina Guhlmann mit Violine und Gesang füllte den runden Raum mit wunderschönen Liedern von weiten Reisen und nahen Erfahrungen. Später improvisierte Sie im Zusammenspiel mit Florian Betz, der Pantam (Hang) spielte. In diesem kleinen Gebäude auf der Wiese bei der Heidecksburg kamen beide vollkommen ohne Verstärkung aus, da der Raum eine ähnliche Akustik wie eine Kapelle hat, und auch nur um die 50 Menschen als Zuschauer hinein passen. Und so entsteht plötzlich, bei all dem bunten Festival Trubel und wildem Tanz, ein Ruhepunkt, eine konzertante Atmosphäre.

Beim Peißnitzhaus Festival finden alle Programmpunkte im Freien statt. Doch gab es in diesem Jahr eine Bühne in den Arkaden, dem offenen Gewölbe halb unterhalb des Hauses, welche ebenfalls als Ort der Stille gedacht war. Mit Teppichen und Sofas wie ein Wohnzimmer eingerichtet, gab es dort die Band „In Gowan Ring“ aus Leipzig zu hören, die das Gemäuer mit ihren ruhigen, folkigen Klängen erfüllte.

Beide Festivals sind sehr auf Weltmusik und Folk ausgerichtet, Tanzmusik aus aller Welt. Doch mischen sich die Genres in Rudolstadt trotzdem erstaunlich bunt, u.a. mit Liedermachern, Jazz, und sphärisch - hypnotischen Klängen. Beim Peißnitzhaus wurde das Programm aber auch mit Hip- Hop und Punk gewürzt.

In Rudolstadt kommen die auftretenden Bands aus aller Welt. Beim Peißnitzhaus zwar auch, doch wird auf den Nebenbühnen viel Wert auf die Förderung von Nachwuchsbands aus Halle und Umgebung gelegt.

Im Gegensatz zum Peißnitzhaus Festival, ist das Rudolstadt Festival schon eine feste Größe, die auch in Funk und Fernsehen übertragen wird. So gibt es Beiträge im MDR und MDR Kultur, BR, Deutschlandfunk und dem WDR.

Größtenteils ist das Peißnitzhaus Festival dank der Förderung der Stadt Halle zum Freien Eintritt zu genießen, nur die Konzerte am Abend auf der großen Waldbühne sind Eintrittspflichtig.

In Rudolstadt ist das Kinderfest und Teile der Innenstadt auch ohne Eintritt zugänglich.

Was außerdem bei beiden Festivals auffällt, ist, dass das Alter der Gäste stark variiert. Da es das Rudolstadt Festival schon so lange gibt, sind es viele Stammgäste, die erst ohne, dann irgendwann mit ihren Kindern anreisen. Doch tummeln sich auf beiden Festivals auch Jugendliche und Studenten.

Auffallend ist auch die entspannte Stimmung der Festivals: das Miteinander, der freundliche Umgang – eben Hippie- Festivals.

So merkt man schon, dass die Macher des Peißnitzhaus Festivals auch Rudolstadt- Fans sind, doch: besser gut abgeguckt, als schlecht neu erfunden.